Bernard Cavé, Winzer und Önologe

In Ollon geboren, wusste Bernard Cavé schon sehr früh, dass er Kellermeister werden wollte. «Ich bin inmitten der Rebberge aufgewachsen», erinnert er sich. «Mein Vater besass eine 500 Quadratmeter grosse Chasselas-Parzelle, und ich habe ihm immer bei der Weinlese geholfen. Das sind sehr schöne Erinnerungen.» Bei seinem ersten Besuch in der Winzergenossenschaft von Ollon, wohin sein Vater die Trauben lieferte, war für ihn plötzlich alles sonnenklar: «Ich war 14 Jahre alt, ich erinnere mich, wie wenn es erst gestern gewesen wäre. Und ich wusste plötzlich: Ich will Wein machen!»

Beflügelt durch diese frühe Berufung, beginnt der junge Waadtländer 1987 seine Lehre als Winzer und Weintechnologe bei Paul Tille & Fils in Aigle, dem damaligen Besitzer des Clos du Crosex-Grillé. Den Lehrabschluss in der Tasche, geht er für ein Jahr ins Wallis, wo er in der Kellerei Orsat in Martigny arbeitet. «Die Kellermeister des Unternehmens liessen mich deutlich spüren, dass ich nur ein kleiner Waadtländer ohne jede Erfahrung bin. Ich musste einiges einstecken, habe aber viel gelernt. Das hat meine Absicht, Önologe zu werden, bestärkt.»

1992 erlangt Bernard Cavé sein Diplom als Önologe an der Hochschule von Changins. Unmittelbar danach wird er von Louis Serex von der Domaine Les Vallières in der Genfer Weinbaugemeinde Satigny engagiert. «Dort bin ich bis 1995 geblieben. Zum ersten Mal konnte ich da ganz allein vinifizieren. Diese Autonomie hat mir sehr gefallen. Und das hat mich dazu bewogen, mich selbstständig zu machen.»

Während seiner Genfer Jahre verkehrt der Kellermeister und Önologe mit mehreren «Schwergewichten» der lokalen Weinwelt, etwa mit Jean Hutin, Bernard Bosseau oder Jean-Daniel Schlaepfer. «Sie haben mir erlaubt, mich weiterzuentwickeln. Ich habe viel von ihnen gelernt», zeigt er sich noch heute dankbar.

1995 gründet der «Chasselas-Goldschmied» sein eigenes Unternehmen für Kellerarbeiten im Auftrag sowie für önologische Beratung. Parallel dazu beginnt er, seine eigenen Weine zu produzieren. 2002 kauft er die Cave Paul Tille & Fils, sodass er endlich in seinen eigenen Mauern vinifizieren kann. Im selben Jahr erwirbt er zusammen mit seinem Freund Philippe Gex den Clos du Crosex-Grillé – das Gut wurde 2017 von der Familie Hoffmann übernommen, doch Bernard Cavé ist weiterhin für die Vinifikation dieser Weine verantwortlich.

Als renommierter Techniker bietet Bernard Cavé mehrere Jahre lang seine Dienste als beratender Önologe an und ist in zahlreichen Waadtländer und Walliser Kellereien tätig. 2018 schaltet er einen Gang zurück, um sich voll und ganz um sein eigenes Gut sowie um die Domaine de la Pierre Latine zu kümmern. Seit anfangs 2023 hat er sein Angebot erweitert: Als Feinschmecker vor dem Herrn arbeitet er seither mit seiner Lebenspartnerin Denise Crettol zusammen, die auf dem Gelände seiner Kellerei in Ollon einen Traiteurservice anbietet.